Fragmente der Hasberger Kirchengeschichte
Das „zur Becke“-Epitaph von 1641
Vor kurzem bekam ich bei einem Besuch ein altes Foto zu sehen, das mein besonderes Interesse weckte. Zu sehen ist auf dem Foto eine Hochzeitgesellschaft, die gerade die Hasberger Kirche verlässt. Vorneweg Pastor Krummheuer, dann die Blumenkinder, es folgt das Brautpaar, danach die Hochzeitsgesellschaft. Im Mai 1951 ist das Foto aufgenommen worden, also vor knapp 60 Jahren. Da wir in unserem Hasberger Kirchenarchiv bisher noch kein Bild von Pastor Krummheuer im Talar haben, bat ich um zeitweilige Überlassung des Hochzeitsbildes zwecks Anfertigung einer Kopie bzw. einer Ausschnittsvergrößerung. Beim Bearbeiten des Hochzeitsfotos ist mir dann aber etwas Besonderes aufgefallen.
1951 aufgenommen, zeigt das Foto die Hasberger Kirche im Zustand vor der großen Renovierung von 1956. So ist sehr schön zu sehen die damals wesentlich schmalere vordere Ein- und Ausgangstür mit dem ursprünglichen schmalen kleinen Fenster darüber. Sogar die kleinen Stachelbeersträucher, die auf dem dicken Südostpfeiler wuchsen, sind zu erkennen. Mein besonderes Interesse galt aber einem – zunächst nicht genau erkennbaren – Stück Mauerwerk in der oberen Ecke des Südoststützpfeilers, das – etwas verschwommen – aussah wie ein Gedenkstein. Eine Vergrößerung brachte es dann an den Tag: Es war das Epitaph zu sehen, das heute im Altarraum an der Nordwand zwischen Fenster und Sakristeitür angebracht ist.
Bei der Kirchenrenovierung 1956 wurde das Mauerwerk des großen Südoststützpfeilers komplett saniert (seitdem gibt es keine Stachelbeeren mehr auf der Mauer), wahrscheinlich war die Abnahme des neben dem Stützpfeiler angebrachten Epitaphs eine Vorsichtsmaßnahme dazu. Und da man gerade für den Altarraum ein „optisches Gegengewicht“ zur dorthin versetzten Kanzel suchte, hat man das sehr schöne, gut erhaltene Epitaph dort an der Nordwand angebracht, wo es sich heute noch befindet.
Das Epitaph ist im 17. Jahrhundert zum Gedenken an die 1641 verstorbene (Haus-)Frau Magdalena des Everdt zur Becke (Bäke) an der Kirchensüdwand angebracht worden, wahrscheinlich ist die Frau direkt an der Kirchenaußenwand beigesetzt worden. Everdt zur Becke war zu Zeiten von Johannes Vollers (Pastor in Hasbergen von 1629 bis 1671) Schulmeister und Küster in Hasbergen. Ein Vermerk von Vollers in der Hasberger Kirchenchronik weist auf die Anbringung und den Wortlaut des Epitaphs hin.
ANNO 1641 DEN 19 JULI
IST DIE EHR UND TUGEND
SAM FRAWE MAGDALENA
SICKES EUERDT ZUR
BECKE EHELICHE HAUS
FRAWE SÄLIG GESTOR
BEN UND ALHIER BE
GRABEN IHRS ALTERS
41 IAR DERER GODT
GNEDIG
Dietmar Bödeker
1817: Eine Orgel zum Jubiläum
Als vor kurzem in der Hasberger Schulbibliothek aufgeräumt wurde, kam ein kleines Buch – mehr ein Heft – zum Vorschein, das für die Schule kaum noch eine Bedeutung hat, für die Kirchengemeinde aber umso mehr. Unter dem Titel „Wie unsere Väter das Gedächtnis der Reformation gefeiert haben“ sind 1917 vom oldenburgischen großherzoglichen Oberkirchenrat Berichte zusammengetragen bzw. verfasst worden, wie im 17. und 18. Jahrhundert (in Zeitabschnitten von 50, 100 bzw. 150 Jahren) in den Gemeinden das Reformationsfest am 31. Oktober gefeiert wurde. Auch wenn vieles darin sehr verallgemeinert ist, bekommt man doch einen Eindruck, wie sich die Jubiläumsfeierlichkeiten im Laufe der Jahrhunderte und aufgrund zeitgeschichtlicher Ereignisse gewandelt haben.
Dagegen sehr genaue Berichte, fast von jedem oldenburgischen Kirchspiel, liegen aus dem 19. Jahrhundert vor, nämlich von 1817. Der seinerzeit regierende Herzog Peter Friedrich Ludwig hatte veranlasst, dass die dritte Jahrhundertfeier der Reformation 1817 im Oldenburgischen richtig groß gefeiert werden sollte: u. a. mit Thematisierung der Reformation in den Schulen, Glockengeläut am Vorabend, „Erhöhung der gottesdienstlichen Feiern durch Gesang und Kirchenmusik und anständige Ausschmückung der Kirchen“, Niederschrift aller am Reformationsfest gehaltenen Predigten, Taufen und Abendmahlsfeiern.
In dem Buch ist ein verhältnismäßig umfangreicher Bericht über die Feierlichkeiten in Hasbergen abgedruckt. Danach haben unsere Altvorderen unter der Aegide des damaligen Pfarrers Johann Peter Zwerg (1810 – 1830 Pastor in Hasbergen) ein großartiges Jubiläumsfest am 31. Oktober 1817 gefeiert: je einem Gottesdienst am Morgen und am Nachmittag, einer mit Blumenkränzen geschmückten Kirche, einer Predigt über Psalm 50 („Der rechte Gottesdienst“), der Taufe eines Kindes, und ….. der Einweihung der Orgel, der ersten in der Hasberger Kirche.
Diese Orgel aus der Oldenburger Werkstatt Schmid war über dem Altar angebracht. Gleichzeitig mit ihr wurden auch neue Priecheln (Emporenplätze) eingebaut. Leider hat die Orgel nicht sehr lange gehalten: 1881 musste sie gegen eine neue ausgetauscht werden, die auf der Westempore an der Turmwand aufgestellt wurde. Vermutlich ist die ständige Feuchtigkeit in der Kirchenostwand der Orgel von 1817 zum Verhängnis geworden. Erhalten geblieben ist ein Brett des Orgelkastens mit folgendem – in Goldbuchstaben gemalten – Text:
ERBAUET 1817 UND GEWEIHET
BEY DER 3. JUBELFEIER
DER REFORMATION OCTOBER 31.
Eine Frage muss offen bleiben: ob die Hasberger, als sie noch keine Orgel hatten und von einem Vorsänger (meistens der Küster oder Lehrer) oder einem Schulkinderchor beim Gottesdienstgesang begleitet wurden, kräftiger und lauter gesungen haben, das ist nicht überliefert.Dietmar Bödeker