Das Hasberger Gemeindehaus
Manchmal war es zum Verzweifeln, da kamen Sturmfluten und Überschwemmungen Schlag auf Schlag. Kaum dass man Haus und Stallungen repariert und neu gerichtet hatte, da fielen Sturm und Wasser schon wieder übers Dorf her. Zwar hatte man sich vor Zeiten in der Ochtumniederung eine Vorgeest-Anhöhe für die Hasberger Ansiedlung ausgesucht und fast alle Häuser auf Warften gestellt, trotzdem standen die Häuser so manches Mal bis zum Dach im Wasser. So mussten denn ständig viele Reparaturarbeiten an Haus und Hof vollzogen werden. Offensichtlich waren die Verhältnisse am Gebäude der Hasberger Pastorei zum Anfang des 19. Jahrhunderts so dramatisch schlecht geworden, dass man sich entschloss, das Gebäude abzubrechen, die Warft durch Aufschüttungen zu erhöhen und das Pastorenhaus neu aufzubauen. Das war 1810, also vor 200 Jahren.
Aber auch dieses neue Gebäude blieb von Hochwasserschäden nicht verschont. Viele Reparaturen, Umbauten und Veränderungen hat es in den vergangenen 200 Jahren erfahren. Ursprünglich war es einmal ein Fachwerkhaus, das kann man heute noch gut an der Südwand erkennen. Bei den vielen Hausreparaturen verschwand so nach und nach das Holzständerwerk und wurde durch starke Backsteinmauern ersetzt.
Die gravierenste Veränderung war wohl 1959 der Wechsel vom Pfarrhaus zum Gemeindehaus. Da wurde nämlich eine neue Pastorei im südlichen Teil des Pfarrgartens gebaut (in der heute unser Pfarrer Stephan Meyer-Schürg mit seiner Familie lebt), so dass die alte Pastorei umgewidmet werden konnte zu einem Gemeindehaus. Das wurde auch dringend benötigt. Als die Pastoren noch im Pfarrhaus von 1810 wohnten, da gab es für die Gemeindearbeit zwar einen „Conventraum“ und eine „Confirmantenstube“, aber für die sich verändernden Verhältnisse in der Gemeinde reichte das nicht mehr. Beispielsweise hat in den 40er und 50er Jahren des 20. Jahrhundert der Hasberger Gemeindekirchenrat meistenteils in der gegenüberliegenden Gaststätte „von Bremen“ getagt. Und der Konfirmandenunterricht wurde in einem kleinen Nebengebäude abgehalten, das – man kann es sich heute kaum vorstellen – zwischen der Nordostecke der alten Pastorei und der Straße stand.
200 Jahre sind ein Jubiläum wert! Bei unserem Sommerfest am 20. Juni 2010 haben wir „Gemeindehaus-Geburtstag“ gefeiert. es wurde das alte Pfarrhaus und jetzige Gemeindehaus anhand von Dokumenten aus dem Hasberger Pfarrarchiv in einer Ausstellung präsentiert. Auch Fotos und Lebensläufe der 13 Pastoren, die in dieser Zeit in Hasbergen tätig waren, wurden gezeigt oder auch eine Zeichnung, aus der hervorgeht, wo das zur Pastorei gehörende Backhaus gestanden hat.
Im Hasberger Pfarrarchiv liegen viele interessante Dokumente, leider nicht so viele Fotos. Wir suchen daher gerne Bilder, auf denen man erkennen kann, wie es am „Hasberger Kirchende“ ums alte Pfarrhaus vor 70, 100 oder etwa 120 ausgesehen hat. Es gibt beispielsweise alte Fotos von Schulentlassungen, auf denen das 1866 errichtete große Friedhofstor zu erkennen ist. Ein altes Foto mit Kirchturm ohne Uhr drauf, bedeutet, dass das Bild vor 1914 (Jahr der Uhren-Installation) aufgenommen wurde, ein Foto mit Blick über den Friedhof in Richtung altes Pfarrhaus ohne Ehrenmal lässt darauf schließen, dass die Aufnahme vor 1922 (Jahr der Ehrenmalseinweihung) gemacht wurde. Blättern Sie doch ‚mal in den alten Fotoalben der Großeltern und halten Sie nach Fotos von Schulentlassungen, Konfirmationen oder Hochzeiten Ausschau, vielleicht findet sich da etwas, das Sie zur Dokumentation des Gemeindehauses beisteuern können.
Dietmar Bödeker
Gemeindehaus Hasbergen
Hasberger Dorfstraße 64
27751 Delmenhorst